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Stammbaum der Familie Leiß

Die Reise unserer Familie durch die Zeit

Edzard Hermann Leus (1803-1844)

Das Schicksal der ANNA SOPHIA und ihres Kapitäns

Edzard kam als fünftes von sieben Kindern des Johann Marthin Tiarcks Leus (1764-?) und seiner Frau Altjen Edzards Meyer (etwa 1768-1841) am 4. Oktober 1803 in Westeraccumersiel zur Welt.
Er wuchs in einem lebhaften Sielort auf. Im Jahr 1653/54 wurde unmittelbar nebeneinander das Dornumer- und das Westeraccumersiel angelegt, da sowohl Ostfriesland sowie das Harlingerland ein eigenes Siel, mit dazugehörigem Hafen haben wollten. Sogenannte Siele leiten das Wasser der Entwässerungsgräben durch die Deiche in die Nordsee, lassen aber kein Meerwasser ins Binnenland.

„Die Sielhafenorte waren Stätten regen Lebens. Besonders der Hafen bot ein buntes Bild steter Geschäftigkeit: ein- und auslaufende Segelschifte, Boote mit Jungs im Hafenbecken, holzflößende Männer, Fuhrwerke mit Getreide, Stück- und Massengüter auf der Kaje. Schauerleute beim Löschen und Laden, Kaufleute, Kapitäne. Schiffsmannschaften und Schaulustige sowie Frauen und Kinder, die ihre Männer bzw. Väter begrüßten oder verabschiedeten. So besaß der Hafen die Funktion eines Marktplatzes, war wirtschaftliche und gesellschaftliche Mitte des Ortes.
Sozialpsychologisch betrachtet, werden die Besonderheiten auch der Menschen dieser Orte deutlich. Die Atmosphäre des Sielhafens prägte im Laufe der Zeit eine spezifische geistige Haltung. Im Gegensatz zum Marschbauern der auf Besitz, Sparsamkeit, stete Arbeit und guten Ruf achtet, zeigt sich am Siel eine auffällige Mischung aus „Tatkraft und Wagemut, Großzügigkeit und Lebensfreude“. Diese Auffassung unterstreicht eine Eintragung des Lehrers Kortbrae in der Schulchronik von Westeraccumersiel vom Jahre 1887: „Nach der Franzosenzeit blühten Handel und Schifffahrt von neuem wieder auf. Im Orte herrschte großer Wohlstand. Es wurden oft lustige Feste gefeiert. Die Bauern aus Westerbur verpflichteten sich sogar, die Toten der Sieler umsonst zum Grabe zu fahren, wenn sie an den Festen der Lebenden teilnehmen dürften.“1

Im Jahr 1825, Edzard war gerade 21 Jahre alt, als die Februarflut über die Küste hereinbrach, die alle ihre Vorläufer an Höhe übertraf. Ostfriesland kam glimpflich davon. Es waren wohl nur 11 Tote zu beklagen.

Edzards Vater war Schiffer und Kapitän des Schiffs „DE VROUW HAYKINA“ in Westeraccumersiel. Edzard trat in seine Fußstapfen und wurde ebenfalls Kapitän. Er fuhr auf einer Kuff namens "TIDA MARGARETHA" (1837 gebaut, 61 Fuß lang, 14 Fuß, 4 Zoll breit, 6 Fuß, 6 Zoll tief und zu 17 CL oder 52 RT vermessen).
Welche Gefahren damals die Seefahrt mit sich brachte, zeigt ein Bericht über das Schicksal der "ANNA SOPHIA", die ebenfalls in seinem Besitz war:

„Als Kapitän Edzard Hermann Leuß aus Westeraccumersiel sich 1840 ein eigenes Schiff kaufte, war er bestimmt stolz darauf, sein eigener Herr zu sein. Dieses Schiff, wahrscheinlich eine Kuff, war 1837 gebaut und mit 14 º Commerzlast Größe vermessen worden. Mit dem Namen "ANNA SOPHIA" wurde es im Seeschifffahrtsregister eingetragen. Nun befuhr er mit seinem Schiff die Nord- und Ostsee und nahm die Frachten nach jedem Hafen an. Nur über die Jahreswende war er nach Möglichkeit im heimatlichen Hafen.

Wichtige Orte, mit google earth erstellt

Bild erstellt mit Google Earth

Für das Jahr 1844 konnten alle Reisen ermittelt werden. Anfang März verließ er das Winterlager in Westeraccumersiel und fuhr auf "Aventure" nach Hamburg. Dort erhielt er eine Ladung, fuhr am 27. März 1844 von Hamburg ab und traf im April in Hull / England an, verließ mit neuer Ladung Hull und traf am 30. April in Altona an. In Hamburg bekam er dann eine neue Ladung nach Bergen in Norwegen. Am 18. Mai musste Leuß wegen "contrairen" Winden in Cuxhaven einlaufen. Auf der Weiterfahrt nach Bergen zwang ihn am 10. Juni ein schwerer Sturm, Svinoer als Nachthafen anzulaufen. Am 29. Juni erreichte er endlich Bergen. Mit einer Ladung Stockfisch und Tran, für Amsterdam bestimmt, verließ Capt. Leuß schon am 6. Juli wieder Bergen.
In der Nacht vom 29. zum 30. Juli trieb auf der Südwestecke "dem Flinthorn" der Insel Langeoog ein Schiff kieloben an. Der Mast war abgebrochen und die ganze Takelung weggespült. Der Schiffsboden unten grün angelaufen. Deshalb nahm man an, dass das Schiff schon in den Stürmen vom 19. und 20. Juli gekentert war. Es war die "ANNA SOPHIA" aus Westeraccumersiel.
Die drei Mann starke Besatzung ist wahrscheinlich ertrunken.

Ölgemälde einer Kuff, stürmische See und Gewitter, von Hendrik Kobell

Ölgemälde einer Kuff. Titel: Schiffe auf stürmischer See bei Gewitter von Hendrik Kobell

Von der Ladung wurden 94 ganze und sieben halbe Tonnen Tran geborgen. Der Stockfisch, der sich noch im Schiff befand, war so verdorben, dass er nicht mehr verarbeitet werden konnte.
Am 24.9.1844 erschien in der Zeitung die letzte Nachricht über das Schiff:

"Am Freitag, den 4. Oct., vormittags 9 Uhr werden die aus dem gestrandeten Schiff Anna Sophia, Capt. Leuß, geborgene 98 ½ Tonnen Tran auf eine vierwöchige Zahlungsfrist öffentlich dem meist Bietenden verkauft. Gleichzeitig sollen auch noch 1 Octant, 1 Mantel und 1 Regenschirm mit verkauft werden."2

Das Schicksal der ANNA SOPHIA war nur eines von vielen tragischen Geschichten jener Zeit. 35 Schiffe verunglückten in Ostfriesland im selben Jahr, in dem auch die ANNA SOPHIA verunglückte und 35 Männer verloren in diesem Jahr ihr Leben.3

Direkt zu Edzard Leuss im Stammbaum

Quellen:

  1. Wiechers, 1994, S. 11
  2. Jürgensen, 2005
  3. Wiechers, 1994, S. 16

 

 



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