Die Reise unserer Familie durch die Zeit
Gedicht zur Hochzeit von Georg Friedrich Schaaf und Elisabeth Beata Lönings
Das Gedicht
Mit höchster Weisheit Gott die Welt regieret,
Die Welt, die sein allmächtigs Wort gemacht,
Mit höchster Weisheit alles er ausführet,
Wie es sein Rathschluß ewig ausgedacht.
Da führt er oft die Menschen wunderbahrer Weise;
Doch es gereichet ewig ihm zum Preise.
Gott führet Menschen oft besondre Wege
Worin sich ihr Verstand nicht finden kan,
Bis daß er endlich merkt der Vorsicht Pflege,
Dann nimt ers mit gelassnem Herzen an,
Und folgt getrost, er folgt, wie Gottes Hand ihn leitet,
Und fürchtet nichts, weil Gott ihn selbst begleitet.
Wer auf der Vorsicht weise Führung schauet,
Und forschend merkt, was sie vor Wege geht,
Wer ihrer Hand sich gänzlich anvertrauet,
Nicht blos auf seinen eignen Witz besteht,
Der leget festen Grund zu seinem Wohlergehen,
Zu einem Glück, das ewig wird bestehen.
Kan vieles die Vernunft so gleich nicht fassen,
Und wirft uns oft verderbte Zweifel ein,
Das müssen wir uns dazu dienen lassen,
Daß wir um destomehr behutsam seyn.
Vergeblich suchen wir der Vorsicht weise Spuren
Beständig auf den anmuthsvollen Fluren.
Ja, Gott verbirgt sein freundlich Angesichte
Vor Menschen wol auf eine kurze Zeit;
Doch dieses ist nicht gleich ein Strafgerichte,
Das ihnen nur gerechte Rache dräut.
Sieht man gleich Berg auf Berg von schwarzen Wolken kommen,
So wird die Sonne uns doch nicht genommen.
So denkt ein Weiser, wenn er gantz gelassen
Erwartet, wies die Vorsicht mit ihm macht.
Ein Thorer will das Glück beym Zopfe selber fassen,
Das ihm von weiten spöttisch angelacht,
Er greift, und da er greift hat sich's gewendet,
Womit sich seine süsse Hofnung endet.
So will der Mensch sein Glück sich selber bauen,
Und richten es nach seinem Sinne ein,
Er will nicht Gottes weiser Fügung trauen,
Sie soll nach seinem eignen Dünkel seyn.
Wer so sein Schicksal meint nach eigner Lust zu lenken,
Den kan ein kleiner Fall bald heftig kränken.
Mein Bruder du warst immerhin zufrieden
mit dem was Dir die Vorsicht zugedacht,
Du glaubtest, was Dir sey von Gott beschieden,
Das würde nimmermehr Dir abgesagt,
Und so hast Du gesehn auf Gottes heilgen Willen,
Wie er würd seinen ewgen Rath erfüllen.
Er rief Dich erst aus deinem Vaterlande,
Und schickte Dich in ein Dir fremdes Land,
Da warest Du vergnügt mit deinem Stande,
Weil Dich die Vorsicht selbst dahin gesand.
Doch fehlte etwas noch: es war noch unvollkommen,
Die Einsamkeit hatt Dir die Luft genommen.
Da dachtest Du an ein gesellges Leben,
Du stelltest Dir schon das Vergnügen vor,
Du fingest ernstlich an darnach zu streben,
Dir wurde viel zu eng Dein Backemohr.
Doch liessest Du allein die weise Vorsicht wählen,
Weil die nicht in der besten Wahl kan fehlen.
Die Vorsicht hat denn weislich auserwählet
Für Dich, ein fromm und tugendhaftes Kind,
Die Braut, womit Du heute wirst vermählet,
Ist eben gleich wie Du dahin gesinnt:
Sich gantz gelassen in die Wege Gottes geben,
Das sey der Grund zu dem vergnügten Leben.
So lebet denn vergnügt dort bey den Friesen,
Geniesst vergnügt den Segen der Natur,
Ergötzet Euch auf ihren fetten Wiesen,
Erquicket Euch auf ihrer bunten Flur,
Wo Euch ein süsser Dunst von schönsten Blumen labet,
Wo Ihr die schönste Augenweide habet.
Dort sehet Ihr die feisten Ochsen weiden,
Ihr seht sie kaum vor fettem Gras bedeckt,
Ihr sehet durch die Embs die Schiffe schneiden,
Die an den Mast die Segel ausgetreckt,
Ihr sehet an mit Lust, wie Ebb und Fluthen kommen,
Wie daß das Wasser steigt und abgenommen.
Geniesset denn diese Lust und solch Vergnügen,
Geniesset es in steter Fröhlichkeit,
Und dankend rühmt der Vorsicht weises Fügen,
Wenn Euch der Segen der Natur erfreut:
Lebt manches Jahr, daß Ihr einst graue Haare traget,
Und seyd gesund, so oft ein Freund nachfraget.
Quelle: Ravensberger Blätter Heft 2, November 1992, https://www.stadtarchiv-bielefeld.de/Portals/0/PDFs/LgB%20digital/RB/RAvBll_1992_2.pdf
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