Die Reise unserer Familie durch die Zeit
Johann Eden Janssen kam als zweiter Sohn des Paares Catharina Leuß und Wilhelm Willms am 13.8.1843 auf Spiekeroog zur Welt.
Nach ihm wurde dem Paar noch ein Sohn und zwei Töchter geboren.
Diese wurden jedoch nur 14 Tage, 3 Jahre und 20 Jahre alt.
Als Todesursachen der Geschwister wurden Krämpfe, Scharlach und Masern genannt.
Johanns Vater war Schiffer und später Besitzer des Gasthofs "Zur Linde", den sein älterer Bruder Steffen übernahm.
Zunächst wurden die beiden Brüder jedoch Matrosen und später Steuermänner.
Johann Eden Willms heiratete im Timmel, am 28. August 1868, die Landwirtstochter Täte Sophie Maria von Osten.
Die 51 ¼ CL oder 117 RT große Schonergaliot SPECULANT, Flaggennummer 500, wurde 1848/49 in Fünfhausen bei Johann Friedrich Strenge erbaut.
Sie fuhr zunächst unter Großherzoglich Oldenburgischer Flagge.
Kapitän Steffen Willms (wahrscheinlich Johanns Bruder) erwarb sie 1869 von dem Kaufmann Joseph Schiff zu Elsfleth.
Bereits am 14. Januar wurde sie an Kapitän Johann Eden Willms zu Timmel verkauft.
Scheinbar hat sich der junge Ehemann, kurz nach der Hochzeit, als Kapitän selbstständig gemacht.
Als Steuermann fuhr Tjark Frerichs aus Spiekeroog, der als späterer Vormann des Rettungsbootes „Spiekeroog" im Laufe von 20 Jahren über hundert Menschenleben rettete.
Auch sein Bruder Heinr. Frerichs gehörte zur Besatzung der SPECULANT.
Im Jahre 1870 nahmen französische Piraten die Schonergaliot in Besitz.
In diesem Jahr war der Deutsch-Französische Krieg ausgebrochen, der bis zum Anfang des Jahres 1871 andauerte.
Über diesen Vorgang berichtete der Steuermann Tjark Christopher Frerichs wie folgt:
„Während der ersten Kriegswochen fügten die Franzosen der deutschen Handelsflotte durch Wegnahme ihrer Schiffe großen Schaden zu.
Mit der Zeit ließen die Kapereien aber nach, und die Franzosen verschwanden mehr und mehr aus der Nord- und Ostsee.
Im Oktober 1870 beschlossen viele Rheder, ihre Schiffe wieder in See zu schicken.
Diese Aktion wurde allgemein begrüßt, denn in vielen Familien war finanzielle Not eingekehrt.
Ich befand mich s. Zt. auf der Galiote ,Speculant' (Cpt. Johann Eden Willms), die mit Ballast nach Middlesbrough fahren sollte.
Am 7. 11. 70 verließen wir Geestemünde und kamen des Abends bis zur Bremer Bake.
Am 8. und 9. 11. blieben wir dort bei Windstille liegen.
Am Morgen des 10. war der Wind SSW. Mit aufkommender Brise und Nebel lichteten wir um 7 Uhr morgens die Anker und setzten alle dienlichen Segel.
Um 12 Uhr waren wir in See. Um 1 Uhr nachmittags wurde es ganz still und um 3 Uhr etwas klarer.
Plötzlich erblickten wir eine französische Flotte.
Sie sahen uns wohl zur gleichen Zeit und steuerten geradeaus auf uns zu.
Um 03.30 Uhr waren sie bei uns, setzten eine kleine Schaluppe über Bord, kamen längsseits, überholten unsere Papiere und befahlen, sogleich die norddeutsche Flagge wegzunehmen.
Unsere Segel machten sie alle fest.
Sie brachten einen Troß an Bord, nahmen uns auf Schlepptau - und unser Kommando war aus.
Ich, Bruder Heinrich und unser anderer Matrose erhielten Order, sogleich in ihr Boot zu steigen und mit nach dem Kriegsschiff ,Forfait' zu kommen.
Es war bitter für uns, unser Hab und Gut zurücklassen zu müssen.
Wir wurden ziemlich gut aufgenommen, aber unsere ,Speculant' fehlte uns.
Wir bekamen abends Brot und Käse, und es wurden Hängematten für die Nachtzeit an uns abgegeben.
Am andern Morgen, 05.30 Uhr, wurden wir durch den Trommelwirbel eines Tambours geweckt.
Nach Abgabe der Hängematten erhielten wir jeder ein Maß Branntwein sowie Kaffee und Brot.
Mittags gab es Suppe, Fleisch und Brot. Am Nachmittag ging unsere ,Speculant' nach Dunkerque (Dünkirchen) ab.
Weh wurde uns ums Herz bei dem Anblick, als sich unser Schiff entfernte.
Wir trösteten uns in der Hoffnung, die Freiheit bald wieder zu erlangen."
Der Bericht erwähnt dann die Weiterfahrt der FORFAIT durch den Ärmelkanal bis Cherbourg in stürmischem Wetter.
Schließlich gelangten die Gefangenen zur Insel Belle Ile an der französischen Westküste.
Am 22. Februar 1871 wurden sie zusammen mit weiteren Seeleuten und Soldaten in Nordfrankreich einer deutschen Kampfeinheit übergeben.
Nachdem Frerichs am 6. März 1871 nach Spiekeroog zurückgekehrt war, gab er auf Anforderung folgende Erklärung ab:
"Am 8. November 1870 segelten wir von Geestemünde zur Bremer Baake. Am 10. November, gegen 12.00 Uhr, waren wir in See.
Gegen 03.00 Uhr nachm. wurden wir zwischen Helgoland u. Wangerooge von dem Kriegsschiff ,Forfait' gefangengenommen.
Ich kam mit dem Kriegsschiff am 21. November in Cherbourg an.
Dort 15 Tage Gefängnis, in Le Mans 1 Tag, in Angers 1,5 Tage, in Auray 10 Tage und auf Belle ile 2 Monate.
Am 22. Februar 1871 an deutsche Vorposten abgeliefert, am 6. März Rückkehr nach Spiekeroog.
Reclamiert Werth Zeug : 173 M
für Heuer : 120 M
Kostvergütung : 60 M
Ich habe für Beköstigung nur 1,25 Franc per Tag erhalten - die Kapitäne 100 fr per Monat.
gez. Tjark Frerichs" (Quelle: Wiechers, ... und fuhren weit übers Meer)
Erstellt mit Google Earth
Johann Willms überlebte die Gefangenschaft, wurde jedoch nur 37 Jahre alt. Er fand 1880 den Seemannstod bei Borkum. Seine Frau Täte starb 1933, im Alter von 85 Jahren in Timmel.
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