• Vorname:   
  • Nachname:   

Stammbaum der Familie Leiß

Die Reise unserer Familie durch die Zeit

Ihnke Taaks Leiß (1853-1941)
Amerika und zurück

Am 4. Februar 1853 wurde, morgens gegen sieben Uhr, dem Ehepaar Johann Adam Leuss und Ehe Christine Taaks ein Sohn geboren, den sie Ihnke, nach seinem Großvater mütterlicherseits nannten.
Vor ihm kam eine Schwester zur Welt, genannt Wiborg Friedericke. Nach ihm wurde dem Paar noch ein Mädchen geboren: Amke Margarethe Christina, die jedoch schon im Alter von 15 Jahren auf Langeoog starb.

Seine Kindheit verbrachte Ihnke im Fährhusweg 5 - 7 auf Langeoog. Bei einem Vater, der zunächst zur See fuhr und später sein Geld mit dem Tourismus, als Fährmann und als Gastwirt verdiente und einer Mutter, die sich sicher um die Gäste, Haushalt und Kinder kümmerte.
Ihnke selbst war als Seemann in der Linienschifffahrt Deutschland - Amerika tätig. Schon im Alter von nur 17 Jahren kam er kurz nach seinem Geburtstag, am 7. Februar 1870, in New York an. Er war mit dem Schiff RHEIN von Bremerhaven gefahren.

Auswanderer-Schiff Rhein

Zwischendeck eines Auswandererschiffs, Holzstich von 1870

Im Zwischendeck eines Auswandererschiffs, Holzstich von 1870.1 und das Schiff "Rhein".2

Ihnke entschied sich in Amerika zu bleiben. Wahrscheinlich musterte er einfach ab und suchte nun in Amerika sein Glück, zwischen riesigen Häuserschluchten einer Weltmetropole, die seinem Leben auf Langeoog so gar nicht ähnelte.

Inseldorf Langeoog um 1885

Statestreet Chicago 1880

Inseldorf um 18853 und Statestreet Chicago 1880

Im Jahr 1875 wurde Ihnke in Illinois eingebürgert und lebte fortan in Chicago. Zwei amerikanische Reisepässe aus den Jahren 1877 und 1887 beschreiben ihn als:

Age: 24 bzw. 34 years,
Stature: 6 feet, 1 inches,
Forehead: common bzw. high,
Eyes: blue,
Nose: small bzw. straight,
Mouth: common bzw. small,
Chin: small bzw. oval,
Hair: sandy bzw. light,
Complexion: healthy bzw. fair,
Face: oval

Amerikanischer Reisepass, 1877, Ihnke Leiß

Amerikanischer Reisepass, 1877

In Chicago lernte er Emma Enkelking kennen, die in Chicago geboren war. Ihre Eltern, Fritz und Maria Enkelking, aus Hessen stammend, waren nach Amerika ausgewandert. Die berufliche Tätigkeit ihres Vaters wird als „Saloon“ (1870) und „Laborer“ (1880) beschrieben.
Im Jahr 1881 heirateten die beiden in Chicago und Ihnke fuhr auf amerikanischen Gewässern zur See.

Foto Emma und Ihnke Leiß, Langeoog

Emma und Ihnke4

Nach den Ausführungen von seinem Enkel Herbert Ihnke Leiß, gab der Großvater die Seefahrt auf, um sich auf die Ehe und die wachsende Familie zu konzentrieren. Er arbeitete auf dem Schlachthof von Chicago, was ihm jedoch missfiel und deshalb war es beschlossene Sache, wieder dahin zurückzukehren, woher Ihnke stammte, nach Langeoog5

Federzeichnung vom Inseldorf Langeoog

Federzeichnung vom Inseldorf 18856

Die Rückkehr vollzog sich, nachdem die Tochter Christine Maria (1882) und der Sohn Johann Adam Friedrich (1886) geboren waren. Folgendes Foto wird wohl kurz nach der Rückkehr gemacht worden sein: Zu sehen sind - von links nach rechts:
Schwester Wiberg, Vater Johann Adam, Mutter Christine, Tochter Christine M., Ihnke, Frau Emma und Sohn Johann Adam.

Familie Leiß Langeoog

Foto aus der Familienchronik Leiß

Auf Langeoog wurden in den Jahren 1888 bis 1897 die weiteren Kinder Louise Georgine (sie wurde nur 3 Monate alt), Louise Margaretha (ein Mädchen, das „in der Geburt verstorben“ ist), Fritz Eduard (er starb 1916 im Alter von 21 Jahren) und Hans Emil geboren.

Unterschrift von Ihnke Taaks Leiß Langeoog

Nach einer gewissen Eingewöhnung auf Langeoog, führte Ihnke Taaks Leiß die von seinem Vater gegründeten Geschäfte weiter und baute sie aus. Er bewirtschaftete das erste Hotel auf Langeoog "Hotel Schaumburg-Lippe", dass er nach dem Ersten Weltkrieg Krieg für 16 000,- Mk an den Bergwerksunternehmer Hugo Deilmann verkaufte und baute 1889 ein größeres "Hotel Leiß" an der Hauptstraße, später bekannt unter dem Namen "Hotel Seeruhe" und „Feuerschiff“, dass dann von Upstalsboom übernommen wurde. Er warb 1892 für sein Hotel mit den Worten „Anerkannt gute Küche, gute Betten, zivile Preise.“7

Das Hotel war "mit allem Comfort der Neuzeit eingerichtet". "Es verfügte über dreißig Zimmer, einen Salon, einen Billard-Raum und einen für zweihundert Personen ausgelegten Speisesaal, wo man für 1,50 M „im Abonnement" zu Mittag essen konnte. Während eine geräumige Veranda jederzeit den Aufenthalt an der frischen Luft ermöglichte, bot die obere Etage einen grandiosen Blick über das Dorf, auf Watt und Meer."8

Badekostueme 1908

Badekostüme um 19089


"Darüber hinaus hatte Ihnke Leiss ein „Privatlogierhaus mit Warmbadeanstalt" im Angebot. Vor allem konnte Leiss, Inhaber eines amerikanischen Reisepasses, in Werbeanzeigen, die er zum Beispiel in der Kölnischen Zeitung aufgab, damit punkten, dass mehrere nationale Verbände sein Haus frequentierten. Hotel Leiss war demnach Mitte der 1890er Jahre „Vereinshotel" des Deutschen Beamten-Vereins, des Deutschen Lehrer-Vereins sowie des neuen Allgemeinen deutschen Lehrerinnen-Vereins (ADLV). Dem Dachverband, den die Frauenrechtlerinnen Helene Lange, Marie Loeper-Housselle und Auguste Schmidt 1890 gegründet hatten, gehörten in erster Linie liberale evangelische Lehrerinnen an."10

Anzeige in ´Kölschne Zeitung´ vom 1.7.1894

Anzeige in ´Kölschne Zeitung´ vom 1.7.1894

Anzeige in der `Rhein- und Ruhrzeitung´ vom 1.8.1891

Anzeige in der `Rhein- und Ruhrzeitung` vom 1.8.1891


Bekannt ist auch, dass es im Hotel Leiss im Jahr 1900 ein Konzert der "königlichen musikalischen Kapelle" aus Leipzig gegeben hat, zugunsten der DGzRS.11
"Nach über zehn Jahren verkaufte Leiss das Hotel 1901 an den Oberkellner im „Ahrenholtz", Carl Hüne (Hôtel Hüne). Unter dessen Nachfolger Gustav Ostermann, einem Schwiegersohn des Hotelgründers, firmierte es wiederum als Hôtel Leiss. Ostermann musste zu Kriegsbeginn 1914 Konkurs anmelden."12

Postkarte mit dem Hotel Leiß, vor 1900

Postkarte mit dem Hotel Leiß, gelaufen 190113

Postkarte mit dem Hotel Leiß, gelaufen 1898

Postkarte mit dem Hotel Leiß, gelaufen 189814

Hotel Leiß, Ostermann

Hotel Leiß, Ostermann15

Postkarte mit dem Hotel Seeruhe

Haus Seeruhe16

Ihnke selbst führte gegenüber dem Hotel Leiß einen Lebensmittelhandel (Kolonial- und Drogenhandlung), ein größeres Logierhaus und betrieb ein Kohlengeschäft. Darüber hinaus vertrat er als Agent die Reederei Frisia und Norddeutscher Lloyd auf Langeoog.17 Erst mit dem Tod seiner Frau im Jahre 1938, hörte jede berufliche Tätigkeit auf. Ihnke starb im Alter von 88 Jahren, am 17. April 1941. Die Geschäfte wurden von den Erben nicht mehr fortgeführt.
Erwähnenswert ist noch, dass seine Frau Emma bis zu ihrem Tode 1938, also ca. 52 Jahre lang, die Insel nicht mehr verlassen hat, als Folge einer wohl außergewöhnlich starken Seekrankheit während der Reise von Amerika nach Europa.18


Diese kleine Anekdote über Ihnke findet sich in dem Buch „100 Jahre Inselkirche Langeoog“:

Uns oll Küster Hein Hoffrogge har Holt up Strand funnen un een groot Stapel dorvan achtert Huus.
As sien Naber. I. T. Leiß sien Holt inspizeeren dä, as Nabers dat gern dä 'n, full hum een langen Plank in´t Oog, de he good bruken kunnt har.
De Plank wär säker sien 15 Daler weert un he froog Hein, of he de woll kriegen kunn un wat de kösten sull.
"De kannst du gern kriegen." sä sien Naber.
"Man wat sallt denn kösten?"
„Nix!"
„Na, ick will nix schunken hebben".
So gung dat nu'n heel Sett hen und her.
"Na, denn giv mi een Daler." sä Hein toletzt.
Ink drück hüm de Daler in´t Hand,
nehm de Plank up't Schkuller, drei sück nochmal um un sä:
„Hals - off - schnieder!"

Frieda Döring19

Direkt zu Ihnke Leiss im Stammbaum

Quellen:

  1. https://www.deutsche-auswanderer-datenbank.de
  2. https://www.wikiwand.com/de/Rhein_(Schiff,_1868)
  3. 100 Jahre Inselkirche, S. 30
  4. Foto aus der Familienchronik Leiß
  5. Jürgensen, Familienchronik Leiß, 2005
  6. Tongers, S. 80
  7. Tongers H., 1982, S. 27
  8. Echternkamp, S. 147
  9. Tongers, Ansichtskarten, S.
  10. Echternkamp, S. 147
  11. Echternkamp, S. 39
  12. Echternkamp, S. 147
  13. Tongers, Ansichtskarten, S. 27
  14. https://www.akpool.de/ansichtskarten/26811926-litho-langeoog-in-niedersachsen-hotel-leiss-abtei-hotel-ahrenholtz-aurora-post-hospiz-robben
  15. Tongers, Ansichtskarten, S. 28
  16. Tongers, Ansichtskarten, S. 29
  17. Echternkamp, S. 187
  18. Jürgensen, 2005
  19. 100 Jahre Inselkirche, S. 73

 

 



Quick Links

Kontakt

Webmaster-Nachricht

Ich habe mich bemüht, alle Quellen auf dieser Seite kenntlich zu machen. Wenn Sie Fehler finden oder etwas hinzuzufügen haben, lassen Sie es mich bitte wissen.