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Stammbaum der Familie Leiß

Die Reise unserer Familie durch die Zeit

Wieberg Leuß (1856-1937)

Auswanderung nach Amerika

In der Familie findet sich noch eine weitere Person, die ihr Glück in Amerika suchte: Wieberg Leuss.
Sie wurde als erstes Kind von Frerich Otten und Anna geb. Janssen am 30. Mai 1856 auf Spiekeroog geboren. Ihr folgen noch 6 weitere Geschwister: zwei Schwestern und vier Brüder kommen zunächst auf Spiekeroog und ab 1866 auf Langeoog zur Welt. Ihr Vater ist Schiffskapitän und Fährschiffer.
10 Jahre war sie alt, als das Schiff ihrer Eltern in Seenot geriet und ihr von Spiekerooger Rettungsleuten das Leben gerettet wurde - die Geschichte wird jedoch an anderer Stelle (bei Frerich Otten Leuß) ausführlich erzählt.

Fuhrunternehmen auf Langeoog


Im März des Jahre 1880, im Alter von 24 Jahren heiratete Wieberg in der alten Inselkirche den Fuhrmann Remmer Frerich Sneider, mit dem sie auf Langeoog lebte.

Inseldorf 1885

Auf der ältesten Darstellung vom Inseldorf aus dem Jahr 1885, ist auch die 1859 errichtete Inselkirche mit ihren drei seitlichen Fenstern zu sehen.1

Die Ehe blieb kinderlos, vielleicht war dies auch ein Grund, warum sie und ihr Mann in den Jahren 1883 bis 1901 ganze 8 Mal als Taufzeugen von den Verwandten ausgewählt wurden.

Dorfansicht2

Güterumschlag um 19003

Remmer war Matrose, Fuhrmann und Kirchenvorsteher auf Langeoog.
Das Pferd war das maßgebliche Transport- und Fortbewegungsmittel.

„Die Pferde der örtlichen Fuhrunternehmer zogen Fuhrwerke für den Lastentransport oder offene Wagen, in denen Kurgäste eine Lustfahrt unternahmen. Per zweiachsigem Pferdewagen legte auch mancher Gast die letzte Etappe zu seiner Unterkunft zurück.“4

„Den Transport des Gepäcks der Badegäste auf der Insel regelte eine Verordnung vom 7. Mai 1885. Demnach gab es keine Garantie, dass das Gepäck gleichzeitig mit dem Reisenden ankam; Koffer würden nachgeliefert und im `Gepäckschuppen` am Dorfeingang deponiert, was das Hissen einer Flagge signalisierte.“5

Landungsbrücke6

Es "… waren nur Fuhrleute zugelassen, die sich beim Gemeindevorsteher registriert hatten; eine entsprechende Liste hing in den Gasthöfen aus... Die Verordnung schrieb ein sauberes Fuhrwerk und gesunde Pferde vor; der Kutscher musste „reinlich gekleidet“ sein. Eine Frau auf dem Kutschbock war ausdrücklich nicht vorgesehen. Auf das Flaggensignal des Schiffes, das sich der Reede näherte, hatten die Kutscher das Dorf so rechtzeitig zu verlassen, dass sie zur Stelle waren, sobald das Schiff die Reede erreicht hatte. Für Kutschfahrten zwischen vier und 22 Uhr galten Festpreise."7

Remmer war Mitglied in der Transportgesellschaft, die 1886 Handlungsabläufe festlegte und Vorschriften für die An- und Abreise, sowie Gepäck und Warentransport festlegten. „Für die An- und Abreise des Hospizpersonals und den Warentransport vom Bahnhof in Esens bis zum Hospiz auf Langeoog schloss Barkhausen im Mai 1886 einen Sondervertrag mit der Transportgesellschaft, zu der sich auf der Esenser Seite der Spediteur Jasper Goldhammer und der Gasthofbesitzer T. Wessels, auf Langeooger Seite der Gemeindeverwalter Heye Broërs, der Fährschiffer Frerich Otten Leiss sowie die Fuhrunternehmer Gerke Albers, Remmer Frerich Sneider und A.H. Jansen zusammengeschlossen hatten. Danach sollten die Waren mit möglichster Beschleunigung ab Bahnhof weiterbefördert werden.""8

Remmer wurde nur 46 Jahre alt und starb abends um acht Uhr, am 27. August 1897 auf Langeoog. Eine Todesursache wurde nicht genannt.

Auswanderung nach Amerika


11 Jahre nach dem Tod ihres Mannes - Wieberg war nun 52 Jahre alt - wagte sie die Auswanderung nach Amerika.
Machte Wieberg vor ihrer Abfahrt noch einen letzten Streifzug auf den meist unbefestigten Wegen durch das Inseldorf?
Sicher war sie voller gemischter Gefühle: auf der einen Seite vielleicht Aufbruchsstimmung, Neugier und Hoffnung auf ein gutes, wenn nicht sogar besseres Leben, aber sicher auch Zweifel, Unsicherheit und Angst, vor der langen Reise über den Atlantik, vor dem fremden Land, der fremden Sprache und Kultur und der Sehnsucht nach der Heimat. Der Abschied von der Heimat, von Familie und Freunden, war für viele Auswanderer schwer. Wiebergs Eltern waren zu dieser Zeit schon verstorben, aber sicher nahm sie Abschied von ihren 5 noch lebenden Geschwistern und ihren Familien. Sie wusste sicher nicht, ob sie die geliebten Menschen je wiedersehen würde, denn gerade in ärmeren Bevölkerungsschichten war eine Rückkehr nach Europa kaum denkbar.

„Wiehe Sneider“ trat die lange Reise an und fuhr am 04.07.1908 mit dem Schiff BREMEN des Nordd. Lloyd von Bremen nach New York.

Foto Bremen

Das Schiff BREMEN hatte 1897 seine Jungfernreise von Bremerhaven nach New York gemacht. Nur 4 Jahre nach der Fahrt die Wieberg unternommen hatte, „am 20. April 1912 durchquerte sie auf einer New York-Fahrt das Trümmerfeld, das von der gesunkenen Titanic hinterlassen worden war. Passagiere und Besatzungsmitglieder berichteten sowohl von Hunderten treibender Leichen als auch von im Meer schwimmenden Deckstühlen und Holzteilen.“9

Ankunft in New York


Wieberg Sneider wird in Ellis Island ankommen.

„Ab 1891 wurden Passagiere der dritten Klasse und des Zwischendecks sofort nach ihrer Ankunft einer ärztlichen Untersuchung unterzogen. Im Einwanderungsgesetz war geregelt, dass die Reedereien, die ansonsten gut an den Auswanderern verdienten, für den Rücktransport aufkommen mussten. Aus diesem Grund wurden Auswanderer schon vorher medizinisch untersucht und potenzielle Risikofälle gar nicht erst an Bord gelassen.“10

„Die Einwanderer nannten Ellis Island die Träneninsel… da sich hier nach einer zweiminütigen Befragung und einer medizinischen Untersuchung ihr weiteres Schicksal entschied. Die Einwanderer mussten zu Beginn eine 50-stufige steile Treppe zum Registrierraum emporsteigen, wobei sie von Ärzten beobachtet wurden. Hatte jemand Probleme, deutete das auf ein Herzleiden hin und er wurde intensiver untersucht. Die Mediziner prüften auf Infektionskrankheiten, schauten sich Hände, Gesicht und Haare an; falls jemand verdächtig war, bekam er ein Kreidezeichen auf die rechte Schulter gemalt (ein S stand für Senilität, ein Ct für die Augenkrankheit Trachom und ein X  für eine psychische Erkrankung). Die anderen gingen durch eine Tür mit der Aufschrift „Push to New York“ und waren aufgenommen. Der ganze Prozess der offiziellen Einwanderung konnte mehrere Tage dauern. Während dieser Zeit konnten die Einreisewilligen jederzeit aussortiert werden. Teilweise mussten die Passagiere tagelang auf ihren Schiffen bleiben, bis sie an Land gelassen wurden. Passagiere der ersten und zweiten Klasse, also Menschen mit Geld oder Reputation, kamen nicht über Ellis Island an Land, sondern nach einer kurzen Visitation direkt nach Manhattan.“11

Im Jahr vor ihrer Auswanderung war ihre Schwägerin Eberhardine Sneider in Amerika verstorben. Es ist wahrscheinlich, dass Wieberg als kinderlose Witwe, den nahen Verwandten Tjark Kruse unterstützen wollte, der als "farmer" sein Geld verdiente.
Tjark Kruse stammte ebenfalls aus Ostfriesland. Er war 1847 in Westerende geboren worden und 1873 in die USA eingewandert – vielleicht gemeinsam mit Eberhardine – die im selben Jahr nach Amerika ging. Noch im selben Jahr kurz nach Weihnachten – am 27. Dezember 1873 – heirateten die beiden in Ogle in Illinois. Das Paar lebte 1880 in White Rock in Illinois und ab spätestens 1900 in Scotland in South Dakota. Eberhardine wurde 58 Jahre alt, die Todesursache ist nicht bekannt.

Grabstein von Eberhardine und Tjark Kruse12

Schon ein Jahr nach Wiebergs Ankunft in Amerika heirateten Wieberg und Tjark und lebten mit den drei Söhnen aus Tjarks erster Ehe (Henry, Lippe und Fred) bis zu ihrem Tod in Scotland in South Dakota.

Ranchhaus in Dakota13

Tjark Wyborg und die Söhne aus 1. Ehe14

Scotland, South Dakota15

Scotland war einst das wichtigste Geschäftszentrum des Bon Homme County und nach dem Mutterland seiner ersten Siedler benannt. Gegründet wurde es 1871 als Postkutschenstation. Mitte der 1880er Jahre war Scotland auf etwa fünfzehn Geschäfte, fünf Kirchen verschiedener Konfessionen, eine Zeitung, eine Bank, ein Postamt und professionelle Büros angewachsen.16

Tjark wurde 80 Jahre alt und starb im Jahr 1928, Wieberg starb mit 81 Jahren im Jahr 1937.

Grabstein von Wieberg17

Direkt zu Wieberg Leuß im Stammbaum

Quellen:

  1. 1oo Jahre Inselkirche, S. 30
  2. Tongers, Ansichtskarten, S. 23
  3. Weißes "L" auf Schwarz-Rot-Blau, S. 22
  4. Echternkamp, S. 340
  5. Echternkamp, S. 179
  6. Weißes "L" auf Schwarz-Rot-Blau, S. 16
  7. Echternkamp, S. 179
  8. Echternkamp, S. 179
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Bremen_(Schiff,_1897)
  10. https://www.buergerleben.com/was-geschah-vor-110-jahren-im-maerz-1908/
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Ellis_Island
  12. https://de.findagrave.com
  13. Familienchronik
  14. Familienchronik
  15. http://www.cityofscotland.com/about.html
  16. http://www.cityofscotland.com/about.html
  17. https://de.findagrave.com

 

Wieberg Leuß

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