Notizen |
- Auch "Gerriet Ludwig Kuper" geschrieben.
- Die Meierei ist ein Bauwerk auf der deutschen Nordseeinsel Langeoog. Sie wurde 1741 durch den damaligen Inselvogt Hayduck Taaken am Ostende der Insel als Wohnstätte errichtet und liegt etwa acht Kilometer vom Rathaus der Insel im Ortskern entfernt. 1764 übernahm Adde Röben die Pacht des Ostendes, dessen Schwiegersohn und spätere Inselvogt Gerjet Ludwig Kuper ihn wiederum als Pächter ablöste. Dieser zog jedoch später nach seiner Ernennung zum Inselvogt und Bürgermeister ins Westdorf der Insel.
Den Namen Meierei erhielt sie jedoch erst 1895. Die offizielle Bezeichnung der Meierei lautete „Domäne Ostende“ und bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1953 wurde hier Landwirtschaft betrieben. Lange Zeit gehörte die Meierei dem Kloster Loccum an und diente zur Versorgung des Inselhospizes mit landwirtschaftlichen Produkten. Ab mindestens 1828 beherbergte die Meierei offiziell eine „Krugwirtschaft“. Bereits 1768 wurde dem damaligen Pächter jedoch schon per Vertrag mit der fürstlichen Verwaltung in Aurich dieses Recht zugestanden. Auch in der heutigen Zeit ist dort eine Gaststätte untergebracht. Hier können zwei aus der Zeit der Kontinentalsperre stammende französische Kanonenkugeln besichtigt werden, die im Rahmen von Ausschachtungsarbeiten in der Nähe 1,80 Meter unterhalb der Erdoberfläche gefunden wurden.
Am 22. Oktober 1962 zerstörte ein Feuer einen Teil des Gebäudes, so dass der größte Teil des Hauptgebäudes 1963 neu gebaut wurde. 1971 wurde eine Verbindung mittels Fahrradweg zum im Westen der Insel gelegenen Dorf hergestellt. Zudem werden auf der Insel Kutschfahrten dorthin angeboten. Seit 1975 ist die Meierei von einem 5,20 Meter hohen Deich geschützt. Des Weiteren existiert ein 0,9 bis 1,1 Meter hoher Sommerdeich, der am Wattrand vom Seedeich bis zur Meierei führt.
- Als der bisherige Orstvorsteher Gerdes aus Altersgründen für das Amt nicht mehr zur Verfügung stand, wurde eine Neuwahl notwendig. Seit dem Jahre 1852 wählte man auch auf Langeoog einen Beigeordneten. Der erste war Ludwig Gerriet Kuper, der den alten Gerdes in seinem Amt nachhaltig unterstützt hatte. Dieser schlug daher auch Kuper als seinen Nachfolger vor. In der Vorstandswahl am 13. April 1855 wurde dann auch der Particulier (Privatmann) einstimmig auf sechs Jahre gewählt. Mit Stimmenmehrheit wurde der Pfarrgehilfe Ennen Beigeordneter.
Als Anlaufstelle für den Postaustausch Langeoog - Amt Esens vereinbarte Kuper das Geschäft des Kaufmanns G. M. Huls aus Westeraccumersiel. Die Fährverbindung bestand derzeit nicht mit Bensersiel, sondern noch mit Westeraccumersiel.
Der neue Vorsteher war 54 Jahre alt, von Beruf Böttchermeister. Seine Lehrzeit fiel in die napoleonische Besatzungszeit, dadurch profitierte er von der französich-holländischen Gesetzgebung. Danach mußte jeder Lehrling, bevor der seine Gesellenprüfung machte, lesen und schreiben können. Der Geselle konnte nicht vor seinem 30.
Lebensjahr Meister werden. Als Geselle ging Ludwig Gerriet Kuper, wie es damals üblich war, auf Wanderschaft und lernte dabei Land und Leute kennen. Im Jahre 1834 pachtete er die königliche Dömäne auf dem Ostende der Insel. Hier waren während der Kontinentalsperre französische Soldaten stationiert. Die Bezeichnung „Napoleon Schanze"' einer Dünengruppe in der Möwenkolonie weist noch heute auf diese Zeit hin. Nach dem Tode seiner Frau gab Ludwig Gerriet Kuper die Pachtung 1847 vorzeitig auf, baute auf dem Westende der Insel ein Haus und kaufte ein Schiff. Drei Jahre später verlor er dieses in einem Sturm und damit sein Vermögen sowie seine wirtschaftliche Grundlage (100 Jahre Inselkirche, S 32).
- Was man noch nicht wissen konnte, auf der Insel bildete sich eine dritte Kraft. Das Amt des Vogtes war begehrt und im Gegensatz zu dem des Vorstehers finanziell interessant, auch wenn die Einnahmen des Strandvogts aus dem Bergelohn in den letzten Jahren zurückgingen. Es waren zuviele, die etwas von dem Kuchen haben wollten. Der Bergelohn, früher 1/3 des Wertes des geborgenen Gutes für den Vogt, wurde am 20. April 1839 neu festgesetzt. Es erhielten die vormalige Kriegs- und Domänenkammer 10 Teile, der Drost 4 Teile, der Amtmann 4 Teile, der Rentmeister 2 Teile, der Vogt 2 Teile und der Berger 1 Tell.
Es lag auf der Hand, daß der Strandjer als Berger das Strandgut lieber nach Hause brachte als auf den Zollplatz. Wenn
auch der Vogt nach wie vor als Staatsorgan der erste Mann war, so gewann der Orstvorsteher durch Gesetz, unterstützt durch die Familienpartei, an Einfluß. Solange Vogt- und Vorsteheramt in einer Hand waren, gab es in der Verwaltung normalerweise keine Schwierigkeiten. Das erkannte auch das Amt Esens.
Schwierigkeiten gab es allerdings, als am 10. März 1859 auf Antrag Kupers die Gemeindeversammlung beschloß, in Zukunft den Hafen Bensersiel als Fährhafen anzulaufen. Als erbitterter Gegner trat jetzt der Krämer und Fährschiffer Hans Thomas Pauls, der in Accumersiel seine Geschäftsverbindungen hatte, gegen Kuper auf. Es kam zu einem Pokerspiel zwischen dem Fährschiffer auf der einen Seite und der Inselgemeinde/Amt Esens auf der anderen Seite. Pauls nutzte seine wirtschaftliche Vormachtstellung und die Abhängigkeit seiner Kunden für seine Zwecke aus. Er konnte mit seiner durch das Schuldenkontobuch garantierten Mehrheit in der Gemeindeversammlung den „Fährdienst-Krimi" längere Zeit durchstehen. In diesem Machtkampf mischten dann auch noch der Pfarrgehilfe Ennen und Pastor Hoffmann sowie die beiden Grenzaufseher mit. Als Ortsvorsteher respektierte Kuper die gefaßten Mehrheitsbeschlüsse der Gemeindeversammlung. Er bemühte sich, die örtlichen Probleme auf der Insel ohne Berichte,
Anzeigen und Einschaltung der Obrigkeit zu lösen. Diese Einstellung gab es schon immer und wurde von jeher auf der vom Festland abgeschlossenen Insel praktiziert. In den letzten 150 Jahren war der Vogt der Alleinbestimmende. Seit 1851 hatte Langeoog aber wieder einen Pastoren, der ein Mitspracherecht für sich und die Kirche beanspruchte.
Die Kirchenobrigkeit hatte 1859 einen jungen Pastoren voller Ideale aus einer „heilen Welt'* ohne entsprechende Vorbereitung auf das Amt nach Langeoog versetzt. Ihm vertraute man eine unterentwickelte arme Insel an, die viele Generationen hindurch ohne Seelsorger auskommen mußte und dadurch eine gewachsene Lebensweise nach eigenen Vorstellungen entwickelt hatte. Das konnte nicht gut gehen. Der auf sich allein gestellte Pastor wurde bewußt falsch unterrichtet, verstand die Insulaner und die Welt nicht mehr.
Seine Eindrücke und Enttäuschungen schilderte er in einer sehr umfangreichen Anzeige an das Amt Esens. In dieser stellte der Pastor die Insulaner, den Vogt und Ortsvorsteher Kuper und deren Charaktere sowie Lebensweise in den dunkelsten Farben dar. Einige Auszüge aus dem Bericht mögen das verdeutlichen:
„,Der Hauptzug der Langeooger ist rohe Sinnlichkeit, die sich kundtut in Trunksucht, Putzsucht, Leichtsinn, Not, Armut und Unfrieden. Der Bäcker backt sein Brot so gut oder so schlecht, so leicht oder so schwer wie es ihm gefällt. Der Kaufmann setzt für seine Waren einen beliebigen Preis ein, der gewöhnlich den des Festlandes um die Hälfte übersteigt.
Der Fährmann verlegt seinen Fährtag nach Belieben. Das Vieh wird oft schlecht gehütet, weil zwei auswärtige Viehknaben von den Weibern malträtiert werden, so daß sie seit Mai schon zweimal geflüchtet sind. Die Schuljugend halte ich ernst und strenge. Von Kindtaufen und sonstigen Amtshandlungen, die meine Gegenwart erfordern, habe ich den Genuß der geistigen Getränke verbannt. In der letzten Neujahrsnacht ist nach meiner vorhergehenden Drohung nicht einmal ein Schuß gefallen. Aber ich kann nicht weiter durchgreifen, weil sich nicht nur keine Stütze, sondern sogar keine Widerstände finde in dem hiesigen Leiter der weltlichen Gemeindeangelegenheiten. Nach dem Zitat „Johannes 15, Vers 19' folgen Anschuldigungen über die Vergehen des Ortsvorstehers Vogt Ludwig Gerriet Kuper. Zum Schluß heißt es: „Wie will man die Gebäude und das ganze Inventar der Kirche und der Schule ferner unterhalten? Mit Ausnahme von vier Einwohnern sind allesamt arm, so daß sie im Winter weder Brot noch Torf haben, alle sind verschuldet. Dem Prediger muß ein tüchtiger weltlicher Leiter zur Seite stehen, der mit männlicher Energie die Gemeindeordnung aufrecht erhält und die polizeiliche Gewalt strenge und ernst handhabt."
Dieser Notruf des Pastors, der von seinem Nachfolger Pastor Meins unterstützte Notruf hatte für Langeoog erhebliche Folgen. Die Regierung ordnete ein Disziplinarverfahren gegen Ludwig Geriet Kuper an. Bevor es jedoch zur Verhandlung kam, schickte Aurich am 20. November 1866 zwei Landgendarmen auf die Insel, um die sittliche Ordnung wieder herzustellen. Vor allen Dingen aber sollten die Ordnungshüter eingerissene Zech- und Trinkgelage in Privathäusern unterbinden und den Vogt Kuper beobachten....
In dem ersten Bericht des Gendarms Wilke, einem der beiden in einem vom Amt gestellten Extraboot am 20. November
1866 auf die Insel gekommenen Ordnungshüter, an die Landgendarmerie in Aurich heißt es u.a., daß „,nicht ein einziger
Fall unter den Einwohnern in Betreff derselben zur Last gelegten Vergehen noch sonst etwas Gesetzwidriges vorgekommen ist. Auch ist uns in Betreff des hiesigen Ortsvorstehers und Vogtes Kuper zur Last gelegten Unredlichkeiten im Dienst bis jetzt nicht das Geingste bemerkt und beobachtet worden."
Wenn von außen in die ureigensten Angelegenheiten eingegriffen wurde, hielten die Insulaner zusammen.
Das Amt Esens schreibt Ende Januar 1867 an die Regierung: ,,Die Verhältnisse auf Langeoog scheinen dochnicht so trostlos zu sein, als man aus den Schilderungen der beiden Prediger annehmen sollte." Das Amt sah von einer Verfolgung der angeblichen Verfehlungen Ludwig Gerriet Kupers ab und beließ ihm das Vogtamt.
Auch Pastor Hoffmann, der wieder am Festland tätig war und Abstand gewonnen hatte, entlastete Kuper. Ein Auszug aus seinem Brief: „Im Jahre 1859 im September trat ich meinen Dienst auf Langeoog an, mit Widerwillen. Von der Heiterkeit und dem gemütlichen Bekanntenkreis war ich in diese einsame, öde Insel versetzt und in ein kleinesStübchen bei Kuper einquartiert, weil noch keine Dienstwohnung für mich vorhanden
In interns war. Der dortige Aufenthaltwar mir oft unerträglich. Alles, auch die Menschen dort, widerten mich an, dazu wurde ich noch von gewissen dortigen Personen stets zum Hasse und Mißtrauen gegen Kuper erregt. Alle Anschuldigungen, die ich gegen Kuper vorgebracht, habe ich nur vom Hörensagen. Was den Langeooger Verhältnissen und Volkscharakter betrifft, so muß ich gestehen, daß ich solche mit etwas zu grellen Farben geschildert habe. So muß es auch der Amtmann Wellenkamp aus Esens angesehen haben. Kurz nach Absendung des Berichtes verließ ich das Haus von Kuper und zog in das Schulgebäude ein. Seit der Zeit habe ich von Dienstwidrigkeiten des Vogtes Kuper nie etwas vernommen, auch nicht in seinem Kirchenvorsteher- noch seinen Ortsvorsteher-Diensten. Im Gegenteil, muß ich bezeugen, daß derselbe als solches bezug Aufrichtung und Förderung der dortigen Badeanstalt usw. mir und der Insel stets zu Nutzen gewesen; weil er als Einsichtsvollster und Vernünftigster immer mit Umsicht handelte und die Insulaner auch in Rechtheit zu halten wußte, kann ich endlich nur bezeugen, daß selbst seine Feinde rühmen, daß er ein ordentlicher, mäßiger und umgänglicher Mann ist. Mit seinen zwei erwachsenen Söhnen und drei Töchtern führte er mit seinen Kindern ein häusliches ordentliches Familienleben, arbeitete mit allem Fleiß im Haus und Garten, hielt seine Kinder allesamt dazu an, war ein regelmäßiger Kirchgänger, und war das Verhältnis zwischen ihm und seinen Kindern musterhaft. Zwischen ihnen gab es in den drei Jahren als ich im Hause wohnte niemals Streit oder Unfrieden."
Trotz Entlastung muß Vogt Kuper gehen. Die Regierung, die so viel in Bewegung gesetzt hatte, mußte das Gesicht wahren. Obwohl in der Gerichtsverhandlung in Aurich alle Anklagepunkte ausgeräumt wurden und Ludwig Geriet Kuper einen Freispruch erhielt, bestand die Regierung noch auf einem Disziplinarverfahren. In diesem Verfahren ist Kuper schuldig gesprochen worden. In der Begründung heißt es u.a.:
„Er ist seiner Verpflichtung vorgekommene Vergehen und Ordnungswidrigkeiten anzuzeigen, nicht immer nachgekommen. Er hat eine Vorbescheinigung zur Erlangung eines Armenscheines ausgestellt, ohne sorgfältige Prüfung der Verhältnisse." Diese Vergehen ahndete die Kammer mit einem mündlichen Verweis.
Der Amtmann wollte Vogt Kuper jedoch im Dienst belassen. Er schrieb an die Regierung: „Auf der Insel gibt es keinen
geeigneten Nachfolger für Kuper. Ein Vogt von auswärts würde den Frieden stören."
Dieses Mal setzte sich die Regierung durch, sie ernannte einen Vogt von auswärts, den Grenzaufseher Graff, der von Bensersiel nach Langeoog versetzt wurde.
Der Rückzug der Gendarmen und die Einreise des neuen Vogtes verschoben sich um mehrere Wochen, weil das Watt wieder zugefroren war und keine Verbindung zur Insel bestand. Für diese Zeit führte Kuper noch die Vogtgeschäfte. Er verzichtete auch auf eine ihm angetragene Wiederwahl als Ortsvorsteher, weil man ihm das Vogtamt weggenommen hatte.
(!00 Jahre Inselkirche, S. 34-38)
- Gerjet Ludwig Kuper wird auf Langeoog als Schiffsrheeder genannt (Tongers S. 105).
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